Lebensraum und Nahrung für Insekten

So bepflanzen Sie den Garten insektenfreundlich

Je mehr Flächen wir für Siedlungen, Straßen und Industriegebiete verbrauchen, desto wichtiger werden unsere Hausgärten (insgesamt immerhin fast 3 Milliarden Quadratmeter!) als "Naturreservate" für die heimische Insektenwelt und Artenvielfalt. Doch nicht jeder Ziergarten ist auch ein guter Lebensraum. Auf sterilen Rasen- oder gar Schotterflächen finden Tiere weder Nahrung noch Unterschlupf.

 

Die wichtigsten "Leitplanken" für einen insektenfreundlichen Naturgarten:

 

1. Heimische, standortgerechte Pflanzen wählen:   

  • möglichst viele verschiedene Sorten anpflanzen
  • keine Monokulturen anlegen
  • lieber Wildpflanzen als Zuchtformen nutzen

 2. Blühende und Frucht tragende Pflanzen einsetzen: 

  •  Insekten ernähren sich von Nektar,
            Wildbienen brauchen auch Pollen
  •  Beeren und Samen ernähren viele Vögel
  •  Laubbäume statt Nadelgehölze, da Blätter mehr
            Sauerstoff produzieren und den Boden düngen

  3.  Pestizide, Minaraldünger und Torf meiden:

  •  Schädlinge und Nützlinge halten sich selbst
            in Balance
  •  Brühen/Jauchen aus Kräutern statt Gift verwenden
  •  Die meisten Blühpflanzen braucht mageren
            Boden, also keinen Dünger einsetzen
  • Gemüse mit Kompost + Grasschnitt düngen
  • Torf gehört ins Moor – und nur dorthin!

 


 

Welche Pflanzen passen in den Naturgarten?

 

Hier gibt es eine klare Antwort: heimische Arten! Denn an diese sind unsere hiesigen Insekten und Vögel angepasst, von ihnen hängt ab, welche Arten bei uns überleben. Ein Beispiel: Rund 43 Vogelarten fressen die Früchte des heimischen Wacholders, aber nur eine einzige Vogelart die des chinesischen Verwandten. Viele exotische Gehölze oder dekorative Koniferen sind also ökologisch wertlose Fremdkörper in unseren Gärten. 

Tagpfauenauge-Raupen an Brennesseln, Foto: NABU/Sonja Esser
Tagpfauenauge-Raupen an Brennesseln, Foto: NABU/Sonja Esser

 

Bei der Auswahl insektenfördernder Pflanzen gilt:  

  • auf Vielfalt achten (bei Büschen, Bäumen, Blühpflanzen, Stauden)
  • Pflanzen so mischen, dass sich Blüh- und Fruchtzeiten übers Jahr verteilen
  •  "wilde Ecken" stehen lassen, in denen die Natur sich frei entfalten darf
  •  tolerant sein zu wilden Kräutern und „Unkraut“, also nicht gleich alles ausrupfen

Ein weiterer Aspekt: Während Falter Blütennektar naschen, brauchen ihre Raupen andere Pflanzen, um sich zu ernähren und um sich zu verpuppen. Oft sind es gerade solche, die wir als „Unkraut“ betrachten, wie z.B. Brennnesseln, Disteln und Co. Ohnehin leben Dreiviertel aller Insektenarten nicht von Blütennektar, sondern von Grünpflanzen. Fraßspuren an Blättern sind also ein gutes Zeichen. Sie sagen: Hier leben Insekten. Und das hilft auch Vögeln und Fledermäusen.


Dekorative Beete mit Wildstauden

 

Selbst im kleinsten Garten findet sich für (Wild-)Staudenbeete mit insektenfreundlichen Blühpflanzen sicher ein Plätzchen, ob an den Rändern von Gebäuden, Terrassen, Wegen, Gehölzen oder im Vorgarten.

Ganz ohne Pflege geht es allerdings nicht: Austreibende Sämlinge von Bäumen oder Ackerkräutern gilt es, regelmäßig zu entfernen und frühblühende Stauden direkt nach der Blüte abzuschneiden. Spätblüher aber unbedingt als Winterquartier für Insekten bis zum Frühjahr stehen lassen.

 

Stauden-Allerlei: Salbei, Indianernessel, Katzenminze, Storchschnabel, Lilien, Sonnenauge, Purpursonnenhut, Löwenmäulchen u.a.
Stauden-Allerlei: Salbei, Indianernessel, Katzenminze, Storchschnabel, Lilien, Sonnenauge, Purpursonnenhut, Löwenmäulchen u.a.

Z.B. diese Stauden werden von Faltern, Bienen und Hummeln gerne besucht: 

 

für sonnige Lagen:

Alant, Fetthenne, Gartensalbei, Indianernessel, Katzenminze, Kugeldistel, Lavendel, Türkenmohn, Phlox, Rittersporn, Schwert-Lilie, Sonnenauge, Sonnenbraut, Storchschnabel, Rote Spornblume, Taglilie

für halbschattige oder schattige Lagen:

Akelei, Aurikel, Blaustern, Funkie,  Herbstanemone, Kaukasus-Gämswurz, Kriechender Günsel, Blaue Himmelsleiter, Lungenkraut, Storchschnabel, Schaumblüte, Tränendes Herz.


Die richtigen Gehölze und Hecken

 

Sträucher und Gehölze sind unterschiedlich attraktiv für unsere Insekten und Vögel. Vielfalt ist daher Trumpf. Heckenpflanzen aus fernen Ländern wie Thuja (Nordamerika), Glanzmispel (China) oder Kirschlorbeer (Türkei) sind jedenfalls keine gute Wahl, denn weder Insekten noch Vögel finden darin Nahrung oder Nistplätze. Ideal sind gemischte Hecken aus heimischen Sträuchern. Immergrüner Liguster etwa bietet genug Sichtschutz und gleichzeitig Lebensraum für über 20 Vogelarten. Zu häufig geschnittene Hecken tragen übrigens weniger Blüten und Früchte, auch hier gilt also: Weniger (Schnitt) ist mehr (Lebensraum).


Beim Kauf von Sträuchern wählen Sie am besten Wildformen, keine Zuchtformen und Hybride (sicherheitshalber die lateinischen Namen angeben). Greifen Sie lieber nicht nach Pflanzen mit gefüllten Blüten, denn an deren Nektar kommen hiesige Insekten nicht heran. 

 

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Roter Hartriegel mit Früchten, Foto: K.H.
Roter Hartriegel mit Früchten, Foto: K.H.

Eine gute Idee ist es, solche Gehölzarten zu kombinieren, die zu verschiedenen Zeiten blühen und Früchte tragen. Zum Beispiel: 

 

Blüh-/Fruchtzeit       Gehölzart

 

Ab Februar:              Hasel, Salweide, Kornelkirsche
März:                        Schlehe
April:                         Wasserschneeball, Deutscher
                                 Ginster, Eberesche
Mai:                          Ein- und Zweigriffliger Weißdorn,

                                 Besenginster, Wildrosen,
                                 Strauchkronenwicke
Juni:                         Schwarzer Holunder, Roter
                                 Hartriegel, Kopfginster,
                                 Schwarzer Geißklee
Juli:                          Liguster, Färberginster, Himbeere

September:              Schlehen, Beeren von Hartriegel,
                                 Liguster, Weißdorn etc., Efeu,
                                 Pfaffenhütchen
Winter:                     Hagebutten, Beeren Wasserschneeball                          


Wildblumenwiese, Blühstreifen oder Blumenrasen?

 

Neben blühenden Sträuchern sind Wildblumenwiesen das Herzstück jedes Naturgartens und ein Eldorado für Insekten. Wieviel Platz man ihnen einräumt, hängt sicher von der Größe des Gartens ab. Schon ein Blühstreifen von ein bis zwei Metern Breite entlang von Terrassen, Wegen oder Büschen erfreuen jedoch Menschen wie Insekten gleichermaßen. Auch ist ein Blumenrasen mit niedrig wachsenden Blühpflanzen und Kräutern ebenso begehbar wie ein steriler Rasen, aber allemal lebensfreundlicher. Und wer sogar ein größeres Stückchen Garten entbehren kann und in eine artenreiche Wildblumenwiese verwandelt, wird mit einer wunderbaren Augen- und Insektenweide belohnt. 

 

Wildblumenwiese im Sonnenuntergang, Foto: K.Herczog
Wildblumenwiese im Sonnenuntergang, Foto: K.Herczog

So legen Sie Wildblumenwiesen an:

  • Wildblumen und Kräuter benötigen nährstoffarmen Boden. Also den Boden zuerst abmagern

  • Dazu die Grasnarbe abtragen (8 bis 20 cm), umgraben, möglichst viele Wurzeln entfernen

  •  Eine Lage Sand (ca. 8 cm) auftragen und einarbeiten, aussähen und alles festwalzen (wichtig!)
Blühwiese mit Klatschmohn und Kornblumen, Foto: Sabrina Kowsky
Blühwiese mit Klatschmohn und Kornblumen, Foto: Sabrina Kowsky
  •  Erprobte Samenmischungen verwenden – wobei je nach Boden, Standort und Mikroklima nicht alle Arten aufgehen

  • Als Pflege genügt später, ein- bis zweimal pro Jahr zu mähen und das Schnittgut abzutragen (guter Dünger!)

 

Übrigens: Nicht enttäuscht sein, wenn sich im ersten Jahr die Blütenpracht noch in Grenzen hält. Erst im zweiten Jahr blühen die mehrjährigen Wiesenblumen voll auf.